Luther-Sprüche klopfen
“Sprüche klopfen!” – So hieß der Leitgedanke der kleinen Feierstunde, zu der die 20 Konfirmanden am vergangenen Samstagvormittag auf der Wiese im alten Friedhof zusammen gekommen waren, um ein Apfelbäumchen gleich neben dem Pfarrer Cretzschmar-Denkmal zu pflanzen. Dieses Treffen, bei dem viel getrommelt, gesungen und gebetet wurde, bildete den Auftakt für eine Sternwanderung zur Hofheimer Viehweide. Dort trafen sich nämlich rund 400 Konfirmanden aus den Kirchengemeinden des Dekanats Kronberg, um an den mutigen Augustinermönch Martin Luther zu erinnern.
“Martin Luther war ein wahrer Sprücheklopfer, ein Mann der klaren Worte”, meinte Pfarrer Michael Gengenbach und hatte den Konfirmanden 30 Sprüche vorgelegt. Aus denen sollten sich auf einen einigen. “Aber als es am Ende 9:8 stand, haben wir uns für zwei entschieden”, berichtete Gengenbach. Auf einer hölzernen Stele sind jetzt beide Aussprüche verewigt und sollen Spaziergänger zum Innehalten und Nachdenken anregen. “Fürbitten heißt, jemandem einen Engel senden”, so ein Spruch. Der andere lautet: “Ich halte es für einen geringeren Schaden, all seinen Besitz zu verlieren als einen guten Freund”. Zum Fürbitten-Spruch erzählte die Sulzbacher Käsfraa I., Marianne Runge, ein eigenes Erlebnis. Bei einem Auffahrunfall an der Einmündung zur Bahnstraße habe sie einer jungen Mutter mit zwei Kindern sofort Beistand geleistet. “Die hat sich später bedankt und uns als einen Engel in der Not gesehen”.
Zeitgleich mit dem Pflanzen des Apfelbaumes wurde in allen Gemeinden des Dekanats eine Stele mit Luther-Sprüchen aufgestellt. Dabei durfte der wohl bekannteste Spruch aus der Zeit Luthers nicht fehlen, über den sich die Sulzbacher Konfirmanden kritisch äußerten: “Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Fegfeuer springt”. Dieser Aufruf des Ablasspredigers Tetzel hatte Luther bewogen, vor 500 Jahren seine 95 Thesen an die Tür der Wittenberger Schlosskirche anzuschlagen. Und diesen verwerflichen Ablasshandel verknüpften die “Konfis” mit dem getrommelten Luther-Rap. Kantorin Capucine Payan (Posaune) und Lars Swoboda mit der Klarinette begleiteten bekannte Luther-Lieder.
Nach der Baumpflanzung waren die Sulzbacher, die an der Feierstunde teilnahmen, zu Kaffee und Brezeln vor dem Kirchenportal eingeladen. Anschließend machten sich dann die Konfirmanden, begleitet von Mitgliedern das Kirchenvorstandes, auf den Weg zur Abschlussveranstaltung nach Hofheim, um sich dort an Martin Luther, den streitbaren Doktor der Theologie, gemeinsam zu erinnern, der in nur elf Wochen das Neue Testament übersetzte.